Mythologie und Innovation entstehen aus einer tiefen kreativen Kraft, die einen zeitgemäßen, allseits verständlichen Ausdruck sucht. Der Tanz ist eine Universalsprache für diesen Ausdruck. Lina do Carmos Stücke sind Statements der kulturellen Identität. Mit ihrem Körper übersetzt Lina do Carmo Emotionen und Geschichten in die Sprache expressiven Tanztheaters, das international das Publikum in den Bann zieht.
Photo: Satiro Valença
Die Choreografin und Tänzerin Lina do Carmo lebt und arbeitet seit vielen Jahren sowohl in Deutschland als auch in Brasilien. Nach einer Ausbildung als Schauspielerin und Tänzerin in Brasilien studierte sie Pantomime in den USA und in Paris bei Marcel Marceau (Diplôme de Mimodrame). Es folgten umfangreiche internationale Erfahrungen im Bereich Theater und Fernsehen, z.B. bei TV Globo in Brasilien.
Lina do Carmo verbindet die unterschiedlichen Körpertechniken mit ihren brasilianischen Wurzeln zu einer einzigartigen organischen und sehr visueller Bewegungssprache, mit der sie zahlreiche abendfüllenden Solos und Ensembleproduktionen gestaltete, z.B. »VICTORIA REGIA – A Fiction from Amazonas« (1990), »FUGITUS« (1994); »CAPIVARA« (1997), »ARUANÃZUG« (1999), »VIAJANTE DA LUZ / Lichtreise« (2007). Mit ihren Solo-Stücken gastierte Lina do Carmo auf internationalen Festivals und in Theatern in Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Portugal, Polen, Lichtenstein, Mexico und natürlich Brasilien. Außerdem unterrichtete sie, z.B. am Tanzhaus NRW in Düsseldorf, bei der Tanz Woche Wien, an der Ecole de Mimodrame de Paris, der Ohio University, an verschiedenen Theater- und Tanz-Hochschulen in Brasilien und auf Festivals.
In den Jahren ab 2000 verlagerte sich Lina do Carmos Arbeitsschwerpunkt wieder stärker nach Brasilien, wo sie sich u.a. mit choreographischen Studien über Tanz und Archäologie beschäftigte. Im Nationalpark Serra da Capivara in ihrem Heimatstaat Piauí rief sie das Kunst- und Erziehungsprojekt »Pro-Arte FUMDHAM für Ausbildung, Kreation und Studien« ins Leben. Diese Initiative wurde 2002 mit dem Preis »Cidadão 21 Arte« des IAS (Instituto Ayrton Senna) ausgezeichnet. 2003 installierte und leitete sie das erste Festival INTERARTES in Serra da Capivara, Piauí. Aufgrund ihres kulturellen und politischen Engagements für die Förderung sozialer Veränderungen im Landesinnern wurde sie für den bedeutendsten brasilianischen Kulturpreis »Prêmio Multicultural Estadão« nominiert.
Seit 2005 engagiert Lina do Carmo sich auch in Deutschland für Kinder und Jugendliche, z.B. in Zusammenarbeit mit dem Landesbüro nrw TANZ oder mit der Kölner Philharmonie. 2011 choreographierte sie das multimediale Musiktheater »Was ist Wahrheit?« nach J.S. Bachs Johannespassion, das mit dem Kammerchor Vox Bona unter der Leitung von Kantorin Karin Freist-Wissing in der Bonner Kreuzkirche aufgeführt wurde.
Seit 2013 gilt ihr Augenmerk verstärkt den theoretischen Grundlagen der künstlerischen Arbeit, der Schnittstelle zur akademischen Welt. 2015 machte sie an der Université Paris 8 ihren Master in Tanz. Außerdem veröffentlichte sie ihre Autobiographie »CORPO DO MUNDO«, die im Herbst 2015 in Brasilien vorgestellt wurde. 2018 beendet ihrer Doktorarbeit »Archäologie des Ausdrucks«, PhD Arts de la scène an der Université Bourgogne-Franche-Comté im französischen Besançon. Derzeit ist sie Dozentin für Filmschauspiel an der Ruhrakademie.
Die Presse:
”Lina do Carmo tanzte mit elementarer Ausdruckskraft... Gesten...entfalten sich im steten Wechsel von Dynamik und atemberaubender Stille.“
(Frankfurter Rundschau)
”Die fast nackte Tänzerin ... zeigt atemberaubende Animalität, fesselt durch eine suggestive Körpersprache, deren Ausdruckspalette indianische Magie und Mystik, Ritual und Erotik umklammert.“
(Neue Rhein/Ruhr Zeitung)
”Lina do Carmo verbindet die Kulturen... Es scheint, als würde sie nach Dingen aus früheren Zeiten forschen, nach Spuren unseren Vorfahren. Aber am wichtigsten ist die Substanz ihrer Mischung. Denn sie ist eine großartige und ausdrucksstarke Bühnenkünstlerin. Alles, was ihr Körper macht, ist organisch, scheint materialisiert in ihren Knochen und Muskeln, scheint durch ihre Haut zu atmen…“
(Helena Katz, O Estado, São Paulo, Brazil)